Diesmal traf es mich eine abgrissene Brücke neu zu kleben, sowie einen neuen Holzwirbel zu schnitzen.

Es ging um ein autochtones Charango mit Metallsaiten, das mir Wilfried Welti im Sommer 2008 zur Reperatur anvertraut hatte.

Der geschnitzte Korpus zeigt das Gesicht eines Bolivianers von Tarabuco (Provinz Sucre), sein Kopfschmuck ist ein für dieses Dorf typischer Lederhelm. Die Rosette des Charangos ist mit echtem Perlmutt verziert.

Zuerst habe ich mit einem flachen Stechbeitel die gröbsten Leimreste von der Resonanzdecke entfernt:

Auf dem linken Foto ist die losgelöste Brücke zu erkennen, welche noch an den Saiten hängt. Ebenso ist auf diesem Foto noch der Rest eines zerbrochenne Srimmwirbels erkennbar.

Im rechten Foto ist ein Loch in der Schalldecke erkennbar. Ich werde es so belassen, da es unter der Brücke verschwinden wird.

Nach dem Schleifen der Klebestelle prüfe ich mit einem Stahl-Lineal, ob die Klebefläche auch wirklich absolut plan ist:

Als "Schleifblock" hatte ich gleich die Brücke selbst verwendet, sie hat ja gerade die richtige Breite. Auf ihre untere Seite hatte ich Schleifpapier mit "Spraymount" (einem nicht-permanenten Montageleim für Papier-Arbeiten im Büro) aufgeklebt. (ohne Foto).

Rechts:
Nachdem ich auch die Leimreste auf der Brückenunterseite entfernt hatte (und auch die Planheit dieser Klebefläche geprüft hatte) musste ich die Saiten-Kanäle mit einer Nadelfeile neu öffnen, bzw ebenfalls von den Leimresten befreien. (Diese Brücke hat nicht wie eine Gitarre Löcher für die Saiten, sondern Rillen, die gegen die Resonanzdecke hin offen sind, henau wie man es bei Lauten und Barockgitarren kannte.)

Nun trage ich Leim auf der Brückenunterseite auf und gebe dabei acht, dass kein Leim in die Rillen gerät. Das Holz muss gut mit Leim bedeckt sein, jedoch nicht soviel, dass der herausgedrückte Leim die Rillen füllen könnte. Ein zu grosser Leimüberschuss würde zudem die Positionierung der Brücke erschweren, sie würde "davonschwimmen" wollen. Zuwenig Leim würde eine "ausgehungerte" Verleimung ergeben, die nicht stark genug ist. Um ein "davonschwimmen" zu verhindern, hilft es den Druck auf die Brücke langsam zu erhöhen, um dem Leim Zeit zu geben herausgepresst zu werden.

Mit einem angefeuchteten Holz entferne ich den herausgepressten Leim, und säubere die entspechenden Stellen um die Brücke herum mit einem saugfähigen Papier:

Während ca. 2 Minuten presse ich die Brücke von Hand, bis ich fühle, dass sie in keiner Weise mehr "davonschwimmen" will.

Dann lege ich ein um Weniges grösseres Holz über die Brücke, und beginne, das ganze mit einem langen Gummiband zu fixieren:

Ich verwende einen in Streifen geschnittenen "Gymnastik-Gummi".

Dann erhöhe ich den Druck auf die Brücke, indem ich zwischen die Bandage und das Holzstück zwei Holzkeile presse.

Zum Schluss überprüfe ich den Sitz der Brücke nochmals genau, denn nach bereits spätestens 10 Minuten gibt es keinen (einfachen) Weg mehr zurück!

Hier noch die wieder vervollständigte "Familie der 10 Holzwirbel":

Das verwendete Holz ("Cedro", d.h. Cedrela Odorata,eine Mahagoni-Art) ist bestimmt nicht ideal für Stimmwirbel (zu weich!), jedoch der Normalfall bei diesen traditionelen Charangos. Zum Glück hatte ich noch Resten dieses Holzes übrig (von Material, das ich für Gitarren-Hälse eingekauft hatte). Auf eine Dokumentation des Schnitzvorgangs habe ich verzichtet...


Hier die geflickte Brücke und die kompletten Wirbel:



...und zum Schluss noch ein paar Fotos dieses einzigartigen Charangos:


Fotografien Reperatur: Wilfried Welti
Restliche Fotografien: Markus Schmid


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